Foodsharing nach Frankreich bringen
Seit Ende September trifft sich eine Gruppe von Foodsavern aus Deutschland und Frankreich regelmäßig online, um das langwierige Projekt, foodsharing ins Nachbarland Frankreich zu bringen, wieder mit neuem Elan anzugehen. Die Idee ist fast so alt wie foodsharing selbst. Schon seit neun Jahren gab es über die überregionale foodsharing-Arbeitsgruppe – International – Département Français immer mal wieder versuche, foodsharing auch in Frankreich zu starten. Aus verschiedenen Gründen hat es leider nie richtig geklappt. Dabei scheint die Ausgangssituation im Nachbarland für die Lebensmittelrettung geradezu optimal zu sein. Denn Frankreich ist mit seinem gesetzlichen Wegwerfstopp von 2016 eines der Länder in Europa, die Vorreiter im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung sind. „Es (Das Gesetz) verpflichtet Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 Quadratmetern, unverkaufte Lebensmittel an örtliche Tafeln oder andere gemeinnützige Organisationen zu spenden. Pro Vergehen droht eine Geldstrafe von 3750 Euro – sofern es denn jemand aufdeckt und klagt.“ 1)
Das Anti-Wegwerf-Gesetz mag zwar einige Lücken haben, dennoch fördert es die Bereitschaft und den Willen von Betrieben, aussortierte Lebensmittel zu spenden. Französische Tafeln berichten davon, dass sie seit Einführung des Gesetzes deutlich mehr Lebensmittelspenden erhalten.
Beispiele vereinzelter foodsharing-ähnlicher Organisationen wie DLC Bocage Vendéen oder La Tente des Glaneurs in Straßburg und Lille zeigen auch, dass es offenbar noch ausreichend Potential zum Lebensmittelretten am Ende der Kette gibt. Foodsharing könnte das Lebensmittelretten vor der Mülltonne noch stärker in der Breite fördern und auch kleine Betriebe einbeziehen, die vom Gesetz nicht berührt sind.
Bis in Frankreich foodsharing-Betriebskooperationen gestartet werden können, ist aber noch einiges zu tun. Insbesondere die Sprache ist eine Hürde. Bis jetzt ist nämlich nur der Log-in-Bereich von foodsharing.network ins Französische übersetzt worden. Übersetzungen mit den entsprechenden technischen Umsetzungen sind nun noch für die Startseite, für das Quiz und für das Wiki notwendig. Dabei müssen landesspezifische rechtliche Vorgaben für das Lebensmittelretten mitberücksichtigt werden.
Aber auch die Bildungskomponente soll im Projekt eine wichtige Rolle spielen. Und deshalb wird aktuell auch schon das Methodenbuffet der Foodsharing Akademie ins Französische übersetzt. Die Inhalte des Wiki sollen eventuell in einer Lermappe für Vorbereitungskurse auf foodsharing didaktisch aufbereitet werden.
Mit etwas Glück kann foodsharing eventuell im Frühjahr 2024 im teilweise zweisprachigen Elsass als erster französischer Testregion starten.
1) https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/lebensmittel-verschwendung-containern-1.4331886
* Foto vom deutsch-französischen Tag von Fahrrad-Organisationen am 22. Januar 2023 mit gemeinsamen Picknick im Schnee am Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken (Foto: Jonas Heintz)